Franziskus empfängt erstmals Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität

Papst und Großimam beginnen neuen Dialog

Veröffentlicht am 23.05.2016 um 14:20 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Das Treffen selbst sei die Botschaft, sagte Papst Franziskus. Vor fünf Jahren geriet der Dialog des Vatikan mit der Kairoer Al-Azhar-Universität und deren Großimam in eine schwere Krise.

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Fünf Jahre nach einer schweren Krise im Dialog des Vatikan und der Al-Azhar, eines maßgeblichen Lehrinstituts des sunnitischen Islam, beendeten Franziskus und al-Tayyeb ihren rund halbstündigen Austausch mit einer Umarmung. Das Treffen selbst sei die Botschaft, sagte Franziskus laut Journalisten, die vor und nach dem Gespräch hinter verschlossenen Türen zugegen waren. Franziskus schenkte dem Großimam eine Ausgabe seiner Enzyklika "Laudato si" und eine Medaille, die einen Olivenzweig abbildet.

Die private Unterhaltung, die in der Bibliothek des Apostolischen Palastes stattfand, drehte sich nach Vatikanangaben um den Einsatz religiöser Autoritäten und ihrer Gläubigen für den Frieden. Beide Seiten verurteilten demnach Gewalt und Terrorismus. Weiteres Thema war laut der Pressemitteilung die Situation der Christen im Nahen Osten und Möglichkeiten ihres Schutzes.

Seit 1998 gab es einen regelmäßigen theologischen Austausch zwischen der Al-Azhar-Universität und dem Vatikan. Die Zusammenkünfte wurden Anfang 2011 von ägyptischer Seite abgebrochen. Grund waren Forderungen von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) nach einem besseren Schutz für koptische Christen vor Terror und Gewalt. Mit dem Pontifikat von Franziskus verbesserten sich die Beziehungen zwischen Vatikan und der Al-Azhar-Universität wieder. Im Dezember 2013 hatten beide Einrichtungen auf Wissenschaftsebene wieder Gespräche aufgenommen.

Bild: ©picture alliance / dpa / Str

Ahmed Mohammed al-Tayyeb (M.) ist Großimam der Al-Azhar-Universität in Kairo.

Am Dienstag nimmt al-Tayyeb an einer internationalen Konferenz "Orient und Okzident - Kulturen im Dialog" in Paris teil. Mit auf dem Podium sitzt auch der italienische Historiker und Karlspreis-Träger Andrea Riccardi; er ist Gründer der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio, die sich im interreligiösen und ökumenischen Gespräch engagiert.

Eine Vorgängerkonferenz fand im Juni des vergangenen Jahres in Florenz statt. Auch dort war al-Tayyeb auf Einladung von Sant'Egidio zugegen. In einem Interview bekannte er damals "vollkommene Übereinstimmung" zwischen den Zielen seiner Al-Azhar-Universität und "dem neuen Kurs" der katholischen Kirche unter Papst Franziskus. Der Papst sei "eine Person, die in ihrem Herzen den Respekt für andere Religionen und für die Probleme der Armen" trage, so der Großscheich. (KNA)